Der Mythos vom Dialog mit den Bürgern: Der Beitrag der Europäischen Kommission zur Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit (2009)

Abstract

Die Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit wird häufig als Lösung für die Vermittlungsprobleme der EU propagiert. Die Förderung eines solchen Forums der Verständigung zwischen Bürgern und Politik ist daher erklärtes Ziel der EU-Kommission. Sie begreift Kommunikation als den Gegenstand einer neu zu entwickelnden ‚Policy’. Proklamiertes Leitbild dieser Politik ist ein ‚Dialog mit den Bürgern’. Dem stehen kritische Ansätze gegenüber, die in Informationsaktivitäten öffentlicher Organe vornehmlich Propaganda sehen. Hier setzt dieser Artikel an, stellt ein Modell zur wissenschaftlichen Analyse von Informationspolitik vor und wendet dies auf die Informationspolitik der Europäischen Kommission an. Informationspolitik wird dabei als die Gesamtheit politischer Entscheidungen verstanden, die die Informationsaktivitäten öffentlicher Institutionen regeln. Informationspolitik strukturiert die Regeln zum Zugang zu Informationen und setzt den Rahmen für die PR (Public Relation). Informationspolitik kann Anstoß zu öffentlichen Debatten geben und somit die Genese von Öffentlichkeit fördern. Empirisch gelingt dies der Informationspolitik der Kommission allerdings nicht, wie die Untersuchung zeigt, die auf einer Analyse von Policy-Dokumenten, Produkten der Öffentlichkeitsarbeit, halbstandardisierten Experteninterviews und zwei standardisierten Befragungen beruht. Im Vergleich zu den Traditionen europäischer Geheimpolitik lässt sich ein Wandel hin zu mehr Transparenz feststellen. Aber der gleichzeitig angestrebte ‚Dialog mit den Bürgern’ scheitert. So lassen sich am Fall EU Grenzen und Potenzial von Informationspolitik abstecken, die auch über die Fallstudie hinaus Gel-tung beanspruchen können. Das weit verbreitete Versprechen vom ‚Dialog mit den Bürgern’ entlarvt sich als illusorisch. Trotzdem kann Informationspolitik zur Genese einer demokratischen Öffentlichkeit beitragen.

Brüggemann, Michael (2008): Der Mythos vom Dialog mit den Bürgern. Der Beitrag der Europäischen Kommission zur Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit. Bremen (TranState Working Paper, 84). Available online at http://www.sfb597.uni-bremen.de/pages/pubApBeschreibung.php?SPRACHE=de&ID=99.

Political discourse cultures in Europe: Explaining the multi-segmentation of the European public sphere through a transnational and transcultural perspective (2009)

Abstract

Reflecting on the current state of transnational and transcultural comparative media research, we can ascertain a certain paradox. On the one hand, there are many especially theory-driven publications on the high complexity of communicative landscapes in a ‘global media age’. Arjun Appadurai speaks about the complexity of global mediascapes (Appadurai, 1996: 33), understanding them as “fluid, irregular shapes” of mediated communicative flows. Or Ien Ang has discussed the indeterminacy as a result of the “too many, unpredictable determinations” (Ang, 1996: 172 – emphasis in original) of global media culture. Based on arguments like these, a discussion is emerging about de-westernising (Curran & Park, 2000) and internationalising (Thussu, 2009) media and communication studies that is seen as necessary to address the translocal communicative connections of the present global media age. On the other hand, we notice a striking narrowness in the methodological approach of much comparative media and communication research.

Hepp, Andreas; Möller, Johanna; Kleinen-von Königslöw, Katharina; Brüggemann, Michael; Lingenberg, Swantje (2009): Political Discourse Cultures in Europe. Explaining the Multi-Segmentation of the European Public Sphere through a Transnational and Transcultural Perspective. In Nico Carpentier, Pille Pruulmann-Vengerfeldt, Richard Kilborn, Tobias Olssonm, Hannu Nieminen, Ebba Sundin, Kaarle Nordenstreng (Eds.): Communicative Approaches to Politics and Ethics in Europe. The Intellectual Work of The 2009 ECREA European Media and Communication Doctoral Summer School. Tartu: Tartu University Press, pp. 45–58.

Let’s talk about Europe. Why Europeanization shows a different face in different newspapers (2009)

Abstract

This article contributes to the ongoing quest for a European public sphere understood as a structural transformation of national public debates. This process of Europeanization of national public spheres has a vertical and a horizontal dimension: an increased focus on the EU as well as more attention to other European countries. A content analysis of quality newspapers in five EU member states covering a period of 20 years reveals common trends across different countries but no convergence over time. Four different patterns of Europeanization can be identified: comprehensive Europeanization, segmented Europeanization, Europeanization aloof from the EU and a parochial public sphere. This article pushes research in this area ahead by identifying and testing factors that explain these differences in newspaper coverage. In-depth case analysis as well as regression analysis show that the editorial mission of a newspaper and the size of the member state it is situated in have a significant effect on patterns of Europeanization. Contrary to common expectations, the number of correspondents in Brussels and the degree of popular identification with Europe did not significantly affect patterns of Europeanization.

Brüggemann, Michael; Kleinen-v. Königslöw, Katharina (2009): Let´s Aalk About Europe. Why Europeanization Shows a Different Face in Different Newspapers. In European Journal of Communication 24 (1), pp. 27–48. Available online at https://doi.org/10.1177%2F0267323108098944.

Medien im Krieg: Das Verhältnis von Medien und Politik im Zeitalter transnationaler Konfliktkommunikation (2009)

Abstract

Osama bin Laden verschickt Videos an Fernsehsender und seine Anhänger pflegen zahllose Websites. Schon vor zehn Jahren erklärte eine neue US-amerikanische Militärdoktrin die Eroberung der Informationshoheit zur höchsten Priorität im Kriegsfall (Szukala 2005). Wer heutzutage Gewalt ausübt, sei es der Befehlshaber von Truppen oder das Oberhaupt einer Terrororganisation, bemüht sich um die öffentliche Legitimation seines Handelns. Er wirbt um Unterstützung in den eigenen Reihen und sendet auch Botschaften an das gegnerische Lager. Damit ist ein neues Schlachtfeld eröffnet: Die Medien sind zu einem Schauplatz des Krieges geworden, auf dem die Kombattanten um die Vorherrschaft über die öffentliche Meinung ringen. Politische Akteure in Konflikten richten also ihr Handeln auch im Hinblick auf die Wirkung in den Massenmedien aus. Die Kommunikationswissenschaft hat dafür das Konzept der Medialisierung entwickelt: „Genuine“ Ereignisse jenseits medialer Aufmerksamkeit
werden zu „medialisierten“ Ereignissen (Kepplinger 2000: 170). Gerade Konflikte und Kriege üben einen hohen Druck auf die beteiligten Akteure aus, sich öffentlich zu rechtfertigen. Sie sind zu medialisierten Ereignissen geworden (Esser et al. 2005: 314).

Brüggemann, Michael; Wessler, Hartmut (2008): Medien im Krieg. Das Verhältnis von Medien und Politik im Zeitalter transnationaler Konfliktkommunikation. In Politische Vierteljahresschrift. Sonderheft 42: Politik in der Mediendemokratie, hg. von Frank Marcinkowski und Barbara Pfetsch 42, pp. 635–657. Available online at https://doi.org/10.1007/978-3-531-91728-3_26.

Transnationale Öffentlichkeit in Europa: Forschungsstand und Perspektiven (2009)

Abstract

Transnationale Öffentlichkeiten werden als Räume der Verdichtung von öffentlicher, medial vermittelter politischer Kommunikation begriffen, die den nationalen Bezugsraum übersteigen. Der Überblick über die vorliegende empirische Forschungsliteratur integriert bisher unverbundene Perspektiven auf Öffentlichkeit, indem er fünf verschiedene potentielle Triebkräfte der Transnationalisierung von Öffentlichkeit in den Blick nimmt: (1) transnationale Medien in Europa, (2) verschiedene Akteursgruppen als Sprecher einer europäischen Öffentlichkeit, (3) die Europäisierung nationaler Mediendebatten, (4) die Ausprägung europäischer Medienevents und (5) die Entstehung europäisierter Medien- und Bürgerpublika. Im Ergebnis zeigt sich durchgängig das Muster einer mehrfachen S egmentierung transnationaler Öffentlichkeit. Auseinem solchen Zugang ergeben sich F orschungsperspektiven, die die Transnationalisierung von Öffentlichkeit als einen multidimensionalen, langfristig-strukturellen und mehrfach segmentierten Prozess sichtbar machen, der in national geprägten politischen Diskurskulturen gründet.

Brüggemann, Michael; Hepp, Andreas; Kleinen-v. Königslöw, Katharina; Wessler, Hartmut (2009): Transnationale Öffentlichkeit in Europa. Forschungsstand und Perspektiven. In Publizistik 54 (3), pp. 391–414. Available online at https://doi.org/10.1007/s11616-009-0059-4.

Becoming pan-European? Transnational media and the European public sphere (2009)

Abstract

Research about the European public sphere has so far mainly focused on the analysis of national media neglecting one dimension of transnational communication, namely transnational media. These media could serve as horizontal links between the still nationally segmented public spheres and they could be platforms of a transnational European discourse. Four ideal-types of transnational media can be distinguished: 1) national media with a transnational mission, 2) inter-national media, 3) pan-regional media and 4) global media. With this framework we analyse transnational media in Europe showing that a multitude of transnational media developed in Europe. They have acquired a small but growing and influential audience. Whether transnational media fulfil the normative demands related to the concept of a transnational public sphere remains an open question as some of these media heavily depend on government subsidies and there is a clear lack of research on the European discourses represented in these media.

Brüggemann, Michael; Schulz-Forberg, Hagen (2009): Becoming Pan-European? Transnational Media and the European Public Sphere. In International Communication Gazette 71 (8), pp. 693–712. Available online at https://doi.org/10.1177/1748048509345064.