Medien im Krieg: Das Verhältnis von Medien und Politik im Zeitalter transnationaler Konfliktkommunikation (2009)

Abstract

Osama bin Laden verschickt Videos an Fernsehsender und seine Anhänger pflegen zahllose Websites. Schon vor zehn Jahren erklärte eine neue US-amerikanische Militärdoktrin die Eroberung der Informationshoheit zur höchsten Priorität im Kriegsfall (Szukala 2005). Wer heutzutage Gewalt ausübt, sei es der Befehlshaber von Truppen oder das Oberhaupt einer Terrororganisation, bemüht sich um die öffentliche Legitimation seines Handelns. Er wirbt um Unterstützung in den eigenen Reihen und sendet auch Botschaften an das gegnerische Lager. Damit ist ein neues Schlachtfeld eröffnet: Die Medien sind zu einem Schauplatz des Krieges geworden, auf dem die Kombattanten um die Vorherrschaft über die öffentliche Meinung ringen. Politische Akteure in Konflikten richten also ihr Handeln auch im Hinblick auf die Wirkung in den Massenmedien aus. Die Kommunikationswissenschaft hat dafür das Konzept der Medialisierung entwickelt: „Genuine“ Ereignisse jenseits medialer Aufmerksamkeit
werden zu „medialisierten“ Ereignissen (Kepplinger 2000: 170). Gerade Konflikte und Kriege üben einen hohen Druck auf die beteiligten Akteure aus, sich öffentlich zu rechtfertigen. Sie sind zu medialisierten Ereignissen geworden (Esser et al. 2005: 314).

Brüggemann, Michael; Wessler, Hartmut (2008): Medien im Krieg. Das Verhältnis von Medien und Politik im Zeitalter transnationaler Konfliktkommunikation. In Politische Vierteljahresschrift. Sonderheft 42: Politik in der Mediendemokratie, hg. von Frank Marcinkowski und Barbara Pfetsch 42, pp. 635–657. Available online at https://doi.org/10.1007/978-3-531-91728-3_26.