Abstract
Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist tief, wenn es um die Versuche der
Europäischen Kommission geht, mit den Bürgern zu kommunizieren. Das Ziel ist die Entwicklung von Informationsaktivitäten als eigenständige ‚Policy’, die Transparenz schafft und einen Dialog mit den Bürgern organisiert. Ultimativ ist das Ziel dieser Politik die Förderung einer europäischen Öffentlichkeit, wie im Weißbuch über eine europäische Kommunikationspolitik und anderen Dokumenten zu lesen ist (KOMMISSION 2006a; KOMMISSION 2005h; KOMMISSION 2002p). In der Praxis fällt es der Kommission aber sehr schwer, mit Bürgern ins Gespräch zu kommen, wie den Ar beitsdokumenten der Kommission ebenfalls zu entnehmen ist: Da gibt es nicht nur Herausforderungen, sondern echte Probleme . Nur scheinbar ist die Vermittlung des Themas Europäische Union ganz einfach: „Wir müssen in verständlicher Weise erklären, wie die EU funktioniert, was sie geleistet hat, wohin es geht und aus welchen Gründen. Dann gewinnt man die Menschen für das europäische Projekt“ (Köhler et al. 2005: 10). So schrieben sieben europäische Staatschefs in einem in verschiedenen europäischen Zeitungen veröffentlichten Essay. Doch der Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels im Juli 2005 lässt aufmerken. Gerade waren die Referenden zum europäischen Verfassungsvertrag in Frankreich und den Niederlanden gescheitert. Beim Thema EU Politik handelt es sich nicht um ein kleineres Missverständnis zwischen politischen Eliten und Bürgern. Die EU hat ein tief greifende Vermittlungsproblem, so die Annahme dieser Arbeit.
Brüggemann, Michael (2008): Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? Die Informationspolitik der EU- Kommission. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialewissenschaften. Available online at https://www.springer.com/de/book/9783531157047.